Die Ketzerverfolgung

                                                                                                         

 

1)Definition

2)Geschichtliche Entwicklung

3)Die Inquisition

4)Häresie und Zauberei

5)Verfolgungen

6)Ursachen und Hintergründe

 

Definition von Ketzer:

Der Name selber wurde vom Wort

 

Kartharer

 

abgeleitet und bezeichnet Menschen, welche die Lehre des Christentums anfechten.

Der Unterschied zwischen

 

Ketzern und Heiden

 

besteht hauptsächlich darin,

dass Ketzer

Christen sind und aktiv eine Irrlehre vertreten,

 

Heiden

hingegen passiv in ihrem "Unglauben" verharren. 

 

Die systematischen Ketzerverfolgungen begannen mit der Verfolgung der Kartharer. Diese im 10. Jhd. entstandene Sekte hatte im 11. Jhd. in Südfrankreich und Oberitalien bereits ein fatales Ausmaß angenommen

 

Der Grund der Verfolgung war der, dass sie rigoros an ein dualistisches Prinzip glaubten, d.h sie glaubten einerseits an die göttliche Welt

 

(geistiges Prinzip = Himmel),

 

andererseits an die Kräfte des Teufels

 

( materialistisches Prinzip = Erde)

 

und verneinten daher die Menschwerdung Christi. Als einzige entsprechende Strafe betrachtete das Papsttum den Tod durch das Feuer. Wobei man unbedingt erwähnen sollte, dass die Kirche im 11. und Anfang des 12. Jhd. nicht geschlossen hinter dieser Meinung stand.

 

Fromme Kirchenmänner wir z.B.

der Bischof Wazo von Lüttich

oder der

Hl. Bernhard von Clairvaux

erinnerten immer wieder daran,

dass ein solches Verfahren gegen Irrgläubige nicht im Sinne Christi sei.

 

Nein im Gegenteil, man mache sich nur verhasst und erzeuge Heuchlerei. Unbeirrt von diesen Stimmen beharrte das Papsttum aber darauf, dass Ketzerei vom Teufel stamme und somit ausgerottet werden soll.

 

 

Ursprünglich lag die Zuständigkeit für die Ketzerverfolgung

beim Bischof.

Da die Ketzerei nun ein immer größeres Ausmaß annahm, kam es Ende des 12.Jhd. zur Einsetzung von sogenannten

 

Legaten

 

von Seiten des Papstes.

Innozenz III. verordnete, dass jeder Bischof einen Archidiakon durch seine Diözese reisen lassen muss, um an allen verdächtigen Orten Ketzer zu verfolgen.

Auch wurden Bischöfe, die sich in der Verfolgung der Ketzerei nachlässig zeigten, abgesetzt.

 

Die mit der Ketzerverfolgung beauftragten Bischöfe wurden also von den päpstlichen Legaten beaufsichtigt. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus.

Das führte dazu, dass in der ersten Hälfte des 13.Jhd. unter Papst Gregor IX. die Inquisition den Bischöfen ganz entrissen wurde und nur noch ein rein päpstliches Institut wurde. Anvertraut wurde diese Aufgabe den Dominikanern. Hierfür dürften die Hingabe von Ordensleuten, deren Loyalität gegenüber dem Papst und ihr religiöser Fanatismus die Gründe gewesen sein.

 

 

 

 

 

Zu gleichen Zeit kam es unter Kaiser Friedrich II. zu einem Erlass der Blutgesetze, in denen Ketzerei als Majestätsverbrechen eingestuft wurde. Sie wurde durch den Feuertod bestraft. Unter ihm kam es also zur aktiven Mithilfe von Seiten der weltlichen Gewalt bei der Verfolgung und Bestrafung der Ketzer. Jetzt standen auch die Landesherren unter der Gewalt der Inquisitoren. So mussten sie ihnen zum Vollstrecken der Urteile einen Kerker und einen Scheiterhaufen bauen und einen Henker stellen. Taten sie das nicht, so wurde der Kirchenbann über sie verhängt. Und konnten sie sich von diesem nach einem Jahr nicht befreien, so verfielen sie selber der Inquisition.


Der Akkusationsprozess

wurde durch den

Inquisitionsprozess ersetzt.

Das Verfahren wurde von jetzt an also von Amtswegen eingeleitet,

was bedeutete,

dass es keines Anklägers bedurfte.

 

Das "freiwillige" Geständnis eines Angeklagten wurde Zentrum der Beweisführung, da Tatsachenbeweise in der Ketzerei nur sehr schwer geführt werden konnten.

Um das wichtige "freiwillige"Geständnis zu erhalten wurde auch die Folter immer mehr herangezogen.

Das neue Prozessverfahren stand auch im Gegensatz zum deutschen Recht, in dem es hieß: "Wo kein Kläger, da auch kein Richter".

 

Den Inquisitoren war es verboten im Prozess Milde und Schonung zu zeigen. Bei einem Schuldspruch waren die Angeklagten dem Feuertod ausnahmslos ausgeliefert. Das Vermögen der Verurteilten wurde konfisziert und auf die weltlichen und kirchlichen Verfolger aufgeteilt. Ab der Einsetzung der Inquisition kam es zu einer neuen Auffassung des Wortes Ketzer. Von da an war man schon bei der geringsten Abweichung vom Dogma der Kirche ein Ketzer.

 

Schon zu dieser Zeit versuchten

Inquisitoren

ihre Kompetenzen auch auf die

Zauberei

auszudehnen und Zauberei als Ketzerei auszulegen.

Die Ketzerei wurde als Abwendung von der Kirche,

und Gott gesehen,

die Zauberei als ein Wirken mit den Kräften des Teufels.

Mit der Argumentation, dass Zauberei Abwendung vom Reich Gottes bedeutet

und durch sie automatisch der Eintritt in das Reich des Teufels erfolgt,

wurde später Zauberei als Spitze der Ketzerei betrachtet.

Zwar wurde in einer Verordnung Alexanders IV. die Inquisition in Sachen Hexenverfolgungen noch in ihre Schranken verwiesen (Hexenverfolgung läge nur im Aufgabenbereich der Inquisition, wenn Ketzerei im Spiel sei), doch wurde dies als stillschweigende Gutheißung der Hexenverfolgung betrachtet, und die Inquisition fing somit an Hexenverfolgung eifrigst zu betreiben. Nur durch das Erhalten eines häretischen Charakters war es möglich Zauberer auf den Scheiterhaufen zu führen. So wurde im Schoße der Inquisition der Hexenprozess erzeugt und großgezogen: typische Merkmale der Hexerei, wie Hexensabbat, Teufelspakt, Malefizien und Luftfahrten wurden zuerst den Ketzern angedichtet und durch mit Folterungen erzielten Geständnissen zur allseits anerkannten und für wahr empfundenen Vorstellung der Hexerei und Ketzerei verwoben. So bedeutete Hexerei schlussendlich Ketzerei. Höhepunkt und Abschluß dieser Entwicklung stellt das Buch

 

"Der Hexenhammer"

 

 

dar, gemäß dem ein mangelnder Glaube an Hexen und deren Wirken ärgste Häresie bedeutet.

 

Wichtige Verfolgungen 

 

1209 –1229 Katharerkreuzzug
1233/34 Kreuzzug des Bischofs von Bremen gegen die Stedinger Bauern
1271 Waldenser in der Languedoc
1312 Kreuzzug gegen die Templer von Philipp dem Schönen
1307 - 1323 Albingenser, Waldenser und Beghinen
14 Jhd. Verfolgung der Lollardenbewegung in England (John Wyclif)
1.Hälfte des 15. Jhd. Hussitenkriege (Johannes Hus)

Ab dem 14. Jhd. nahmen die Verurteilungen von Hexen und Zauberern kontinuierlich zu. Ein wichtiger Grund für diese Wandlung war unter anderem die persönliche Furcht des Papstes Johannes XII. vor Magie und Zauberei. Er gibt dem Inquisitor von Carcasonne erweiterte Vollmachten und stiftet denselben zu eifrigen Verfolgungen der Zauberer an. Daher kam es in Carcasonne von 1320 - 1350 zu 400 Verurteilungen, von denen die Hälfte Todesurteile waren. In Toulouse wurden sogar 400 Menschen getötet. Von Südfrankreich griffen dann die Hexenverfolgungen auf den ganzen Kontinent über.

 

Der Hauptgrund für die grausame Verfolgung von Ketzern lag hauptsächlich in der Erhaltung der Reinheit der Lehre.

 

Man suchte in der Bibel nach Stellen, welche die Ketzerei verbaten und die Hinrichtung von Ketzern verlangte. Doch so genau man auch suchte, eine direkte Aufforderung zur Ketzerverfolgung wurde nicht gefunden. Dies stellte jedoch nicht ein allzu großes Problem dar. Bibelstellen wurden einfach neu interpretiert, um die Ketzerverfolgung zu legitimieren. Mit dieser Maßnahme schaffte man sich kurzerhand Rückendeckung.

Zu dieser Zeit gab es auch diverse Bevölkerungsgruppen, welche behaupteten, dass die Kirche so arm leben sollte, wie es die Apostel Zeit ihres Lebens taten (Armutsideal). Manche verweigerten sogar das Zehent. Den Obrigkeiten in der Kirche war dies natürlich ein großer Dorn im Auge. Schließlich war dies ja eine Infragestellung der materiellen Existenzgrundlage der Kirche. Auch gefährdeten solche Ideen die Strukturen der Feudalherrschaft, da im Mittelalter kirchliche und staatliche Einheit identisch waren. So kann man sich leicht vorstellen, dass solche Behauptungen ein politisches Pulverfass darstellten. Die Lösung des Problems war jedoch relativ einfach. Man identifizierte die betreffenden Personenen einfach als Ketzer.

 

 

 

Dies war die einfachste Lösung von gleich zwei Problemen:

  1. Dadurch, dass diese Personen in aller Öffentlichkeit als Ketzer preisgegeben wurden, dezimierte sich sogleich auch ihre Glaubwürdigkeit auf ein Minimum.

  2. Personen, welche als Ketzer identifiziert wurden, wurden ja bekanntlich meist auf eine grausame Art umgebracht und somit wurde auch häufig ihr Gedankengut zu Grabe getragen.

Wie man hier sehr deutlich sieht, war nicht nur die Gefährdung der katholischen Lehre ein Grund für die Verfolgung von sogenannten Ketzern, sondern auch wirtschaftliche und machtpolitische Motive spielten eine große Rolle. Ein weiteres Motiv für die Hinrichtung vieler Personen als Ketzer war persönlicher Natur. Die Verfolger durften ja bekanntlich Hab und Gut der verurteilten Personen behalten. Diesem Motiv fiel auch der Templerorden zum Opfer, da der König von Frankreich es auf die Besitzungen und die Macht dieses Ritterordens abgesehen hatte. Die betreffenden Personen wurden als Ketzer identifiziert, die Folter brachte die Geständnisse ein und die Hinrichtung war legitimiert. Doch nicht nur für die Inquisitoren brachte die Ketzerverfolgung einen finanziellen Vorteil ein. Häufig wurden auch Belohnungen für das Aufspüren von Ketzern ausgesetzt. Immer und überall aber waren diese grausamen Verfolgungen durch den Papst legitimiert, sodass man sagen kann:" Vom 13.Jhd an bis zur Reformation ist nie ein Mensch anders als im Namen des Papstes und auf dessen allgemeinen oder speziellen Auftrag hin zur Folterbank geführt und auf den Scheiterhaufen gestellt worden."